Minus 44 Kilos: Meine magische Abnehm-Formel
Aktuell bin ich bei einem Körpergewicht angelangt, welches ich seit 25 Jahren nicht mehr hatte. Wie ich das geschafft habe und was die magische Abnehm-Formel “Weniger essen plus mehr bewegen = abnehmen” damit zu tun hat.
So, jetzt mal Hand aufs Herz: Wer hat nun hier weitergelesen, weil er/sie sich erhofft, endlich den heiligen Gral in Sachen “Leichter abnehmen” zu finden und nachhaltigen Erfolg garantiert zu haben? Wer hier ehrlich mit “Ja” antwortet, dem entgegne ich ebenso ehrlich: Du wirst vermutlich inhaltlich etwas anderes antreffen, als erhofft.
Mein Gewicht und meine Ess-Störung sind eines meiner grossen Lebensthemen. Und zwar seit frühster Kindheit. Ich habe zum Beispiel in der Doku “Jeder Körper darf grossartig sein” über verschiedene von diesen prägenden Erlebnissen berichtet. Ein Satz, der mir immer und immer wieder an den Kopf geschleudert wurde – on- und offline, von ärztlichen Fachpersonen genauso wie von Fremden – war der folgende:
Iss doch einfach weniger und beweg dich mehr, dann klappt es auch mit der Gewichtsabnahme!
Es ist bis heute ein absoluter Trigger-Satz für mich geblieben. Denn wenn es so “einfach” wäre, hätten wir keine “Adipositas-Epidemie” in der westlichen Gesellschaft. Natürlich sind wir in den letzten Jahren und Jahrzehnten als Gesamt-Gesellschaft an einem anderen Punkt von Wissen und Bewusstsein angekommen. Doch dieser eine Satz – den höre ich heute noch manchmal. Darum erzähle ich euch heute mal, was ICH brauchte, um an den Punkt zu kommen, an dem ich heute bin.
Meine persönliche, magische Abnehmformel
Um heute 44 Kilos leichter zu sein, als ich es im November 2018 war, machte ich folgende Dinge:
- Eine Magenbypass-Operation +
- Unzählige Ernährungsberatungen +
- Ganz viel Selbstreflexion +
- Teilnahmen an Laufveranstaltungen, verschiedenste Bergwanderungen und ein (der erste und letzte!) Klettersteig, welche das entsprechende Training voraussetzten +
- Ein fortlaufendes Loslassen von negativen Glaubenssätzen über mich selber +
- Ein hinter mir lassen von toxischen Beziehungen, in welchen mir gesagt wurde, ich sei nicht gut genug und würde das Thema Gewicht trotz Magenverkleinerungs-Operation sowieso nie in den Griff bekommen (und schlimmeres, aber das wiederhole ich hier nicht) +
- Ein Überdenken von meinem Perfektionismus +
- x gescheiterte Versuche, mehr für mich selber zu kochen (immer noch ein schwieriges Thema) +
- Zahlreiche Breathwork- und Hypnosetherapie-Sessions, die mir dabei halfen, Dinge aufzulösen, die ganz tief in meinem Unterbewusstsein verankert waren +
- Eine grosse Investition in Personaltraining-Stunden, die mich herausgefordert, öppedie zum täubelen und fast zum “lätschen” gebracht haben, weil ich dabei dermassen an meine Grenzen kam +
- Veränderungen in meinem persönlichen Umfeld – wenn du aufhörst, zu allem immer “Ja” zu sagen, wenn du eigentlich “Nein” meinst, hat das Folgen +
- Ein Überdenken davon, wie ich mit mir umgehe und wie viel Ruhe ich mir gönne. Ich erkannte, wie mein ewiges vom Leistungsdenken angetrieben sein meinen Cortisol-Spiegel konstant hochhielt, was das Thema Abnehmen definitiv erschwerte. Ich musste mir richtiggehend erlauben, ganz bewusst öfters Pausen einzulegen. Das konnte ich erst, als ich den Glaubenssatz losliess, dass ich nicht “wertvoll” genug bin, wenn ich nicht andauernd irgendetwas leiste…
- Ärztliche und medikamentöse Unterstützung auf diesem Weg – ein Thema, auf welches ich in einem separaten Post noch detaillierter eingehen werde +
- Stunden meines Lebens, die ich damit zubrachte, Kalorien in Apps einzutragen, Nährwerte von Produkten zu vergleichen und gefühlte 2 Millionen (gescheiterte) Versuche, mein Essverhalten zu optimieren +
- Eine knallharte Bestandesaufnahme, als ich 5 Jahre nach der Magenbypass-Operation von den bis dahin verlorenen 40 Kilos 20 Kilos wieder zugenommen hatte… definitiv einer der Tiefpunkte meines Lebens +
- Lesen von Fachbüchern, hören von Podcasts und anschauen von ganz unterschiedlichen Sendungen zum Thema “Abnehmen” +
- Weiss-nicht-mehr-wie-viele Abnehm-Methoden auszuprobieren, die für andere hochwirkungsvoll waren und mich hoffnungsvoll stimmten – die aber für mich nicht die richtigen waren und mich beim “scheitern” damit wieder in tiefe Selbstzweifel brachten +
- Stunden und Aberstunden von Gesprächen, die ich mit Freund:innen, Partnern, meiner Familie, Fremden und Fachpersonen zu diesem Thema führte und dabei von empathischem Verständnis bis zum ungläubigen Kopfschütteln alle möglichen Reaktionen erntete +
- Eine Verhaltenstherapie, um meiner tiefsitzenden und vor allem so hartnäckigen Ess-Störung auf den Grund zu gehen und mich meinen Schattenanteilen zu stellen +
- Auch dann einen aktiveren, bewegteren Lebensstil zu führen, wenn ich mich nicht unbedingt danach fühle – wie beispielsweise jedes Jahr in den Wintermonaten….

Und jetzt verrate ich euch grad nochmals etwas….
Diese Liste, diese “Formel” ist weit davon entfernt, vollständig zu sein. Es würde schlicht den Rahmen des Internets sprengen, ALLES aufzuzählen, was ich in den vergangenen Jahren gemacht habe, um Gewicht zu verlieren. Denn die ernüchternde Wahrheit ist: Es gibt keine magische Formel. Egal, wie oft das Clickbait-Headlines wie meine heutige uns das im Social Media Dschungel weismachen wollen 😉
Ich weiss auch nicht, ob ich auf meinem aktuellen Weg lange genug bleiben werde, bis ich mein “Normalgewicht” erreicht habe. Und ich habe keine Ahnung, ob ich jemals an einen Punkt kommen darf, an welchem diese elende Zahl auf der Waage endlich weniger Bedeutung in meinem Leben hat – aktuell ist das wieder ein grosses Trigger-Thema, an welchem ich viel arbeite. Was ich jedoch mit Sicherheit weiss: Mit Aussagen wie “Iss doch einfach weniger und beweg dich mehr, dann klappt es auch mit der Gewichtsabnahme!” löst man bei vielen von einer Ess-Störung Betroffenen eher ein Ohnmachts- als ein Hoffnungsgefühl aus.
Darf ich mir zum Schluss etwas wünschen?
DANKE, dass du bis hierhin gelesen hast. Vielleicht konntest du etwas Motivation mitnehmen für deinen persönlichen Weg. Und vielleicht konnte ich mit meinen Zeilen etwas davon wecken, wovon ich mir mehr wünsche von uns als Gesellschaft: Nämlich Verständnis dafür, dass Adipositas eine multifaktorielle Erkrankung ist. Verhalten, Genetik, sozio-kulturelle Faktoren, hormonelle Einflüsse (z.B. das Stichwort “Perimenopause” bei Frauen), die Psyche – so vieles spielt rein. Das macht Adipositas als Ess-Störung sehr komplex zum behandeln. Und es braucht als Betroffene viel Ausdauer, Mut, psychische Stärke und Hoffnung dieses Thema – oft zum wiederholten Mal – anzugehen. Ich wünsche mir, dass diesbezüglich weniger verurteilt und dafür mehr gefragt wird. Damit das Schambehaftete weniger und die psychische und körperliche Gesundheit bei den Betroffenen mehr werden darf!
