
Wie ich freie Traurednerin wurde
“Sag mal, wie bist du eigentlich Traurednerin geworden?” Das ist eine Frage, die mir häufig gestellt wird. Die Antwort ist eine Mischung aus Mutanfällen, Insider-Jobs und einer überraschenden Wendung: Für mein allererstes Brautpaar war ich nämlich nicht die erste Wahl…. aber lasst mich euch die Geschichte von Anfang an erzählen.
Der Heiratsantrag
Es geschah während des Sechseläutens 2022. Meine “kleine” Schwester war zu diesem Zeitpunkt einige Jahre mit ihrem Partner zusammen. Er hatte uns – unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit – eingeweiht, dass er das “Sächsilüüte” nutzen möchte, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Die beiden sind Mitglieder einer Zunftmusik, die abends ein Platzkonzert im Niederdorf gab. Von Frühlingsromantik wehte gar nichts in der Luft damals, es schüttete wie aus Kübeln und es war so richtig kalt. Und ich war im Vorfeld dermassen nervös, dass ich fast auf den Pflastersteinen ausrutschte. Denn die Wochen vor diesem Antrag waren für mich enorm schwierig. Ich trage mein Herz auf der Zunge. Zu wissen, was mein Schwager-in-Spe vorhatte und meiner Schwester gegenüber eisern zu schweigen – praktisch ein Ding der Unmöglichkeit!
Doch wir alle schafften es. Die Familie und die Musik-Familie der beiden behielten seinen Plan für sich und ich glaube, man sieht in diesem Video gut, dass die Überraschung mehr als gelungen ist. Dies war dann übrigens das erste – doch bei weitem nicht das letzte Mal – dass ich geheult habe in diesem Prozess…
Ich teile diese Geschichte und die Impressionen dazu übrigens natürlich mit der ausdrücklichen Erlaubnis und Ermutigung von meiner Schwester und meinem Schwager 😉
Die Planung der freien Trauung
Danach begann die aufregende Zeit der Hochzeitsplanung. Für die beiden stand fest: Wir möchten eine freie Trauung und zwar am liebsten draussen. Bei den Location-Besichtigungen verliebten sich die beiden in den Heuboden in der Nähe von Zug und ganz speziell in das Wald-Stück, in welchem die freie Trauung bei schönem Wetter stattfinden würde. Danach ging alles ganz schnell: Der 14. Juli 2023 wurde als Hochzeits-Datum festgelegt und die Location gebucht.
Zu diesem Zeitpunkt fieberte ich natürlich mit bei den ersten Planungs-Schritten, doch ich konnte noch nicht ahnen, welche Rolle ich schlussendlich an ihrem schönsten Tag spielen werde. Was ich damals auch noch nicht wusste: Meine Cousine und ihr zukünftiger Mann planten ebenfalls ihre Hochzeit und der Zufall wollte es, dass sie die gleiche Location wie meine Schwester und mein Schwager auswählten. Dass dies nicht die einzige Gemeinsamkeit dieser Trauungen bleiben würde, wussten wir damals alle noch nicht – aber ich greife vor.
Willst du unsere Traurednerin sein?
Wer nun denkt, danach hätten die beiden direkt bei mir angeklopft und gefragt, ob ich die freie Trauung gestalten möchte, irrt. Es ging nämlich so weiter, dass sie mich fragten, ob ich jemanden kenne, der freie Trauungen gestaltet. Und ich empfahl ihnen, bei einem damaligen Arbeitskollegen von mir anzuklopfen. Das Schicksal wollte es, dass er keine Kapazität hatte an jenem 14. Juli 2023. Als wir dann mögliche Alternativen diskutierten, ploppte irgendwann die Idee auf: “Wie wäre es, wenn du diese Aufgabe übernehmen würdest?”
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt NULL Erfahrung als Traurednerin und auch keine extensiven Erfahrungen im Public Speaking gesammelt. Als Autorin hatte ich zwar schon mehrere Lesungen gehalten und das Sprechen vor Leuten fällt mir tendenziell eher leicht. Doch der Gedanke, eine so persönliche Zeremonie für meine eigene Schwester zu gestalten… der lag sehr fern für mich.
Wie sollte ich so etwas bewältigen können, wenn ich schon beim Heiratsantrag das halbe Niederdorf mit meinen Freudentränen unter Wasser gesetzt hatte? Die Emotionsüberwältigung war vorprogrammiert. Denn die enge Bindung zu ihr bedeutete für mich auch, dass ich mich unter einen enormen Druck setzen würde. Was, wenn ich den schönsten Tag in ihrem Leben versaute, weil ich meine Emotionen nicht unter Kontrolle hatte?

Und doch gab es dann an jenem heissen Sommertag im Juli 2022 für mich nur eine mögliche Antwort, als meine Schwester und Schwager mir ganz offiziell die Frage stellten, ob ich ihre Traurednerin sein möchte. Denn solche Herzensaufgaben werden nur selten an dich herangetragen. Und ich wusste: Ich würde es für immer bereuen, wenn ich mir hier nicht ein Herz fasse und mein Bestes gebe.
Die schönsten Geschichten beginnen mit ein bisschen Mut
JA zu sagen war sicher eine der mutigsten Entscheidungen meines ganzen Lebens. Und so schön es wäre, hier zu schreiben “Ich habe diesen Entscheid keine Sekunde bereut”, es wäre gelogen. Denn es gab danach unzählige Momente, in denen ich dachte, ich sei wahnsinnig gewesen, als ich zugesagt habe. Doch so ist es mit manchen Mutanfällen im Leben: Manchmal müssen wir einfach Kopf voran in das kalte Wasser eintauchen. Heute weiss ich: Ich hätte es noch VIEL mehr bereut, wenn ich meinen Mut nicht zusammengenommen hätte. So war es dann beschlossen: Ich würde die Traurednerin dieser beiden sein und hatte somit ein ganzes Jahr Zeit zur Vorbereitung, aber auch zum nervös sein…. Was in diesem Jahr noch alles geschah – vom ersten Planungsgespräch bis zum Ehegelübde – davon berichte ich euch in den kommenden Posts dieser Blog-Serie.

PS: Ihr seid auf der Suche nach einer freien Traurednerin? Gerne begleite ich euch mit ganz viel Herzblut auf eurem Weg zur freien Trauung. Etwas kann ich euch inzwischen versprechen: Einige Freudentränen – ganz speziell beim Einzug – werde ich mit ziemlicher Sicherheit verdrücken mit euch – doch danach folgt ein professioneller Auftritt 😉
Nina Kälin30. März 2025
Wunderschön gschribä liäbi Alexandra und ich bi gad au wieder fescht berüährt vo dem wunderschöinä Tag
Alexandra Baumann30. März 2025
Liebi Nina, ganz herzliche Dank für dini Wort - und dank dine wundervolle Fotis chömer dem Tag au visuell immer wieder so schön Revue passiere la, so wertvoll! Ganz liebi Grüessli i dini Richtig!