Unfreiwillige Abseilaktion
Als ich den Anruf von der Zeitungsredaktion bekam, tönte es nach einem relativ einfachen Journalisten-Job: „Könntest du an eine Bergungsaktion der Luftseilbahn Adliswil Felsenegg gehen? Die seilen als Übung eine Schulklasse ab, mit dabei ist auch ein Therapiehund. Lege doch den Fokus auf ihn, bitte“. Ja gut, dachte ich, klar, das kann ich machen. „Aber gell, ich seile nicht selber ab? Das würde ich in 100000 Jahren niemals tun!“ versicherte ich mich, bevor ich zusagte. „Nein nein, keine Sorge. Du musst nicht abseilen. Nur darüber schreiben“ wurde ich beruhigt. Aber erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt….
Ich stand also an diesem sonnigen Frühlingstag an der Talstation der Luftseilbahn Adliswil Felsenegg. Um mich herum angeregtes Reden und Lachen: Die Schulklasse, welche schon bald abgeseilt würde, war aufgeregt und konnte es kaum erwarten, dass es losging. Nur einer war die Ruhe selbst: Bodercollie Wilson – liebevoll Willi genannt – wartete ganz locker und entspannt auf die Dinge, die da kommen mögen.
Wir wurden in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt, fassten einen Helm und nahmen das Seilbähnli Richtung Felsenegg. Die Bergungsübung stellte den Schlusspunkt einer umfassenden Revision dar, bevor die Seilbahn den Betrieb wiederaufnahm.
In der Luft, ca. 30 Meter oberhalb des sicheren Bodens, gabs dann plötzlich einen Ruck und die Seilbahn blieb stehen. Während unsere Retter durch den Wald liefen und sich zur Bergungsübung aufmachten, liessen wir uns erstmal in der Kabine nieder.
Langsam stieg die Nervosität – auch bei mir. Ich hatte gemerkt, dass ich aus dieser Nummer wohl nicht so schnell wieder rauskommen würde… und schliesslich liess es mein Ego nicht zu, dass eine ganze Klasse von Mittelstufenschülern den Mut hatte, sich abseilen zu lassen und ich mir fast in die Hosen machte ob dem Gedanken daran.
Gottseidank war Wilson da, der mich beruhigte.Schon bald kam die Rettung aus der Luft. Oh meine Güte! Ich hätte echt nicht mit dem Rettungsteam-Mitglied tauschen wollen, der da nur an einem Seil gesichert Richtung Kabine düste….
An dieser Stelle ein riesiges Kompliment an unseren Retter, der wirklich einen super Job machte. Man fühlte sich jederzeit supersicher in seinen Händen. Und als er mir versicherte, dass die Seile und Haken bis zu 2 Tonnen hielten, liess auch ich mich davon überzeugen, dass ich mich ohne Bedenken abseilen lassen konnte. Nichts desto trotz schlug mein Herz wie verrückt und als ich dann so dort sass und wusste, ich musste mich jetzt vom sicheren Kabinenboden Richtung Nichts schieben, wäre ich am liebsten ohnmächtig geworden….
Und dann gings abwärts mit mir….
Und ich kann euch was verraten: Das war richtig, richtig toll. So ein bisschen wie auf der Chilbibahn. Ich hätte nie gedacht, dass sowas Spass machen könnte – hats aber getan. Klar, ich war dann schon froh sehr froh und erleichtert, als ich wieder festen Boden unter den Füssen hatte. Und von unten nach oben schauen konnte, statt umgekehrt.
Aber so alles in allem war es sicher einer der allerspannendsten Aufträge überhaupt – ich bin froh, bin ich über meinen eigenen Schatten gesprungen. Boardercollie Willi hat auch ganz toll mitgemacht. Die ganze Reportage über ihn – inklusive einem tollen Bild, wie er abgeseilt wird – findet ihr hier: Bergungsübung LAF am 16.4.2014
Dagmar22. August 2014
Hallo du Powerfrau :-)
Hut ab. Tolle Story, gut geschrieben, super Bilder. Ich finde es toll das du dich akzeptierst und dazu stehst ,eben ein bisschen mehr auf den Rippen zu haben, mach weiter so, es brauch Frauen wie dich.
Beste Grüsse
Dagmar
Alexandra Baumann23. August 2014
Vielen Dank, Dagmar!
Run Couchpotatoes Run | Couchpotato schreibt für dich26. Juni 2016
[…] lasse ich mich auch mal todesmutig aus einer Seilbahn-Kabine abseilen – hier gibt es den Erlebnisbericht […]
Run Couchpotatoes Run | Grenzerfahrung auf der Glattalp2. August 2018
[…] Füssen zu verlieren. Das letzte Mal, als ich das erlebte, geschah im Rahmen einer Abseilübung (den Blogpost dazu gibt es hier). Aber es gab keine Alternative: Wir mussten aus der Bahn raus, damit die Störung sicher behoben […]