29. Juni 2014

Unfreiwillige Abseilaktion

Als ich den Anruf von der Zeitungsredaktion bekam, tönte es nach einem relativ einfachen Journalisten-Job: „Könntest du an eine Bergungsaktion der Luftseilbahn Adliswil Felsenegg gehen? Die seilen als Übung eine Schulklasse ab, mit dabei ist auch ein Therapiehund. Lege doch den Fokus auf ihn, bitte“. Ja gut, dachte ich, klar, das kann ich machen. „Aber gell, ich seile nicht selber ab? Das würde ich in 100000 Jahren niemals tun!“ versicherte ich mich, bevor ich zusagte. „Nein nein, keine Sorge. Du musst nicht abseilen. Nur darüber schreiben“ wurde ich beruhigt. Aber erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt….
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Ich stand also an diesem sonnigen Frühlingstag an der Talstation der Luftseilbahn Adliswil Felsenegg. Um mich herum angeregtes Reden und Lachen: Die Schulklasse, welche schon bald abgeseilt würde, war aufgeregt und konnte es kaum erwarten, dass es losging. Nur einer war die Ruhe selbst: Bodercollie Wilson – liebevoll Willi genannt – wartete ganz locker und entspannt auf die Dinge, die da kommen mögen.

Alexandra Baumann Journalistin Blog (1)Wir wurden in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt, fassten einen Helm und nahmen das Seilbähnli Richtung Felsenegg. Die Bergungsübung stellte den Schlusspunkt einer umfassenden Revision dar, bevor die Seilbahn den Betrieb wiederaufnahm.

In der Luft, ca. 30 Meter oberhalb des sicheren Bodens, gabs dann plötzlich einen Ruck und die Seilbahn blieb stehen. Während unsere Retter durch den Wald liefen und sich zur Bergungsübung aufmachten, liessen wir uns erstmal in der Kabine nieder.

Alexandra Baumann Journalistin Blog (4)Langsam stieg die Nervosität – auch bei mir. Ich hatte gemerkt, dass ich aus dieser Nummer wohl nicht so schnell wieder rauskommen würde… und schliesslich liess es mein Ego nicht zu, dass eine ganze Klasse von Mittelstufenschülern den Mut hatte, sich abseilen zu lassen und ich mir fast in die Hosen machte ob dem Gedanken daran.

Alexandra Baumann Journalistin Blog (3)Gottseidank war Wilson da, der mich beruhigte.Alexandra Baumann Journalistin Blog (5)Schon bald kam die Rettung aus der Luft. Oh meine Güte! Ich hätte echt nicht mit dem Rettungsteam-Mitglied tauschen wollen, der da nur an einem Seil gesichert Richtung Kabine düste….

Alexandra Baumann Journalistin Blog (6)Alexandra Baumann Journalistin Blog (7)An dieser Stelle ein riesiges Kompliment an unseren Retter, der wirklich einen super Job machte. Man fühlte sich jederzeit supersicher in seinen Händen. Und als er mir versicherte, dass die Seile und Haken bis zu 2 Tonnen hielten, liess auch ich mich davon überzeugen, dass ich mich ohne Bedenken abseilen lassen konnte. Nichts desto trotz schlug mein Herz wie verrückt und als ich dann so dort sass und wusste, ich musste mich jetzt vom sicheren Kabinenboden Richtung Nichts schieben, wäre ich am liebsten ohnmächtig geworden….

Alexandra Baumann Journalistin Blog (9)Und dann gings abwärts mit mir….

Alexandra Baumann Journalistin Blog (11) Alexandra Baumann Journalistin Blog (12)Und ich kann euch was verraten: Das war richtig, richtig toll. So ein bisschen wie auf der Chilbibahn. Ich hätte nie gedacht, dass sowas Spass machen könnte – hats aber getan. Klar, ich war dann schon froh sehr froh und erleichtert, als ich wieder festen Boden unter den Füssen hatte. Und von unten nach oben schauen konnte, statt umgekehrt.

Alexandra Baumann Journalistin Blog (13)Aber so alles in allem war es sicher einer der allerspannendsten Aufträge überhaupt – ich bin froh, bin ich über meinen eigenen Schatten gesprungen. Boardercollie Willi hat auch ganz toll mitgemacht. Die ganze Reportage über ihn – inklusive einem tollen Bild, wie er abgeseilt wird – findet ihr hier: Bergungsübung LAF am 16.4.2014