Social Media Auszeit: So war es für mich
Es begann im Jahr 2008, als ich mich bei einer Plattform namens Facebook registrierte. Ich war damals für ein paar Monate im Ausland und Facebook bot mir eine praktische Möglichkeit, meinen Lieben zuhause zu zeigen, wo ich gerade bin und was ich gerade so tue. Fast forward 7 Jahre und soziale Netzwerke sind zu einem fixen Bestandteil meines Lebens geworden, sowohl auf der privaten wie auch auf der beruflichen Ebene. Wie wäre es denn nun wieder ohne Facebook und Co.? Ich habe das in meinen letzten Ferien mal für 2 Wochen getestet.
Das allererste Wort, dass mir im Zusammenhang mit der Social Media Pause einfällt, ist „Erleichterung“. Es war einfach unglaublich erleichternd, mal zwei Wochen nicht so häufig online zu sein. Ich war zwar nicht komplett offline – ich habe das Internet genutzt, What’s App Nachrichten gesandt und meine Mails gecheckt. Aber ich habe komplett auf Facebook, Twitter und Instagram verzichtet. Und das hat sich so richtig gut angefühlt.
Auf dem Weg zum Flughafen habe ich – wohl ähnlich wie ein Raucher vor einem 14 Stunden Flug – nochmals alle Plattformen hektisch durchgescrollt und alles in mich aufgesogen. Als ich dann am Gate wartete, wusste ich, dass ich es tun musste: Ich musste die Apps von meinem Telefon löschen, ansonste würde ich die nächsten zwei Wochen konstant in der Versuchung sein, doch mal kurz reinzuschauen, was so läuft.
Einer der Beweggründe, warum ich überhaupt auf sozialen Netzwerken bin, war ursprünglich mal meine Neugierde zum einen und mein – schubweise auftretendes – Mitteilungsbedürfnis zum anderen. Ich interessiere mich für andere Menschen, für ihre Ansichten, für ihre Geschichten. Und ich bin jemand, der gerne erzählt – sonst würde ich vermutlich auch keine Geschichten und Bücher schreiben.
Im Laufe der letzten Jahre hat sich die ganze Sache jedoch etwas gewandelt. Ich bin Teilzeit im Social Media Marketing tätig und Facebook und Co. wurden damit von einer rein privaten Plattform auch zu einer Business Plattform für mich. Seit ich blogge, habe ich nebst meinem privaten Facebook-Account auch eine Fansite für die Couchpotatoes (wir freuen uns über Likes) und eine Seite über mich als Autorin, Bloggerin und Journalistin. Ich habe einen Instagram-Account und bin bei Twitter. Von Xing, LinkedIn und Co. mal gar nicht zu sprechen. Ich nutze ein Fitnessarmband, bei welchem es eine Community gibt, wo man sich mit anderen Armband-Nutzern verbinden und kommunizieren kann. Ich bin in diversen Foren unterwegs zum Wissensaustausch. Ich nutze What’s App, habe 3 verschiedene E-Mailadressen, eine Postadresse, ein Telefon zur privaten Nutzung und eines für geschäftliche Dinge.
Und wisst ihr was? Manchmal habe ich einfach genug von all dem!
Vor 10 Jahren habe ich per E-Mail, per SMS oder per Telefon kommuniziert. Manchmal noch per Briefpost. Seither hat mein Tag zwar nicht mehr Stunden, aber dutzende neue Plattformen, bei welchen Reize und Informationen reinkommen. Und ich bin ja noch längst nicht überall registriert, wo man das sein könnte. Ich habe noch nie gesnapchattet, hab noch bei keiner Location auf Foursquare eingecheckt und streame auch keine Live-Videos via Meerkat.
Fakt ist: Mein Tag hat immer noch genau gleich viele Stunden wie vor 10 Jahren. Aber statt dass ich beim Zugfahren mal aus dem Fenster schaue oder bei einem Spaziergang die Natur geniesse, bin ich wirklich fast immer online. Sogar wenn ich am fernsehen bin, checke ich nebenbei fast nonstop, was denn so auf Facebook und Co. passiert. Natürlich MUSS ich das nicht. Es zwingt mich ja niemand, andauernd erreichbar zu sein und jede Nachricht möglichst sofort zu beantworten. Den Druck setze ich mir selber auf. Es war für mich unfassbar, wie befreiend es war, sich diesem Druck einfach mal 2 Wochen lang zu entziehen. Und ich empfehle es jedem und jeder, sich auch einmal eine ganz bewusste Pause von diesen ganzen Reizüberflutungen zu gönnen.
Einfach am Strand einen Sonnenuntergang anschauen, statt diesen danach gleich auf Instagram zu teilen und zu verhashtagen. Mal wieder eine Serie zu schauen von A bis Z, ohne Ablenkung. Die wunderschönen Landschaften geniessen. Und lesen. Hach. Wiedermal ein ganzes Buch lesen und nicht nur ein paar kurze Status Updates.
Ich habe mich in dem Zusammenhang auch gefragt, was mir diese sozialen Netzwerke bedeuten. Sie sind ein toller Weg, um auf eine passive Art mit Leuten „in Kontakt zu bleiben“, die man nicht regelmässig sieht. Ich durfte ein paar ganz bereichernde und wertvolle Kontakte schliessen, die ich nicht mehr missen möchte. Sie sind auch eine geniale Infoquelle. ABER: Schlussendlich sind sie auch ein RIESIGER Zeitfresser. Als ich nach 2 Wochen Auszeit wieder bei Facebook einloggte, hatte ich 183 Benachrichtigungen. Genau 3 davon empfand ich als relevant und interessant für mich. Der Rest waren Dinge wie „xy hat ein Bild kommentiert“ und „yz gefällt ein Artikel“. Dinge, die ich bei meinem normalen Facebook-Konsum einfach so mitbekomme… die aber schlussendlich absolut keine wirkliche Relevanz für mein Leben haben. Wegen Instagram und Twitter hatte ich lustigerweise keine Entzugserscheinungen. Obwohl ich beide Netzwerke nutzen, sind sie für mich niemals so allgegenwärtig wie Facebook.
Natürlich griff ich in meinen zwei Auszeit-Wochen immer mal wieder zum Telefon und wollte „nur kurz“ nachschauen, was so läuft auf Facebook. Es war sicher die richtige Entscheidung, bei Ferienbeginn die App zu löschen, sonst wäre ich zu sehr in Versuchung geraten. Und wisst ihr was? Ich habe die App nicht mehr wieder installiert. Damit lässt sich der Konsum auch ein Stück weit kontrollieren. Ganz verlassen möchte ich Facebook nicht – aber den Konsum einschränken werde ich. Sozusagen ein Dauer-Detox light. Und bei diesen wundervoll-heissen Sommertagen, die wir nun vor uns haben, werde ich auch in Alltagssituationen mein Telefon öfters mal weglegen und einfach nur sein.
Habt ihr auch schon mal eine Weile ganz bewusst auf die sozialen Medien verzichtet? Was für Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Miriam10. Dezember 2015
Liebe Alexandra
Dein Selbstversuch tönt sehr spannend und es stimmt: manchmal ist es wirklich einfach zuviel mit dem ganzen Social Media Zeugs. Während meiner Zeit bei xeit habe ich mir ebenfalls angewöhnt, in den Ferien maximal abends für 10 min über die Social Media Kanäle drüber zu schauen. Aber meist verzichte ich auf das sogar komplett und geniesse einfach die freie Zeit. Denn das ist es doch, worum es beim Wort FREIzeit geht. Ums unabhängig sein, in den Tag hineinleben und den Moment zu geniessen! Genau das ist jedoch schwierig, wenn man sich selbst immer Gedanken darüber machen muss, wie man nun auf Facebook, Twitter oder Instagram gerade wirkt. Ich finde, du bist absolut auf dem richtigen Weg.
Meine Unterstützung für deine Social Media Auszeit hast du :-)
Herzliche Grüsse
Miriam
Alexandra Baumann13. Dezember 2015
Danke Miriam und auch dir viel Spass beim Geniessen der FREIZeit :-)