Im Ausland eine zweite Heimat finden

In meiner journalistischen Tätigkeit sind es immer die Portraits von Menschen, welche mich besonders faszinieren. Ich besuche auch gerne kulturelle Anlässe oder sportliche Events – aber wenn es um den Menschen direkt geht, bin ich in meinem absoluten Element.

So geschehen vor ein paar Wochen, als ich eine Gastfamilie besuchen konnte, welche seit Oktober 2013 einen Austauschschüler aus den USA bei sich zu Besuch hat. Das Gespräch mit Enrique Garza, welcher mexikanische Wurzeln hat, war extrem spannend. Interessant zu sehen, wie er die Schweiz als Land wahrnimmt, spannend zu hören, dass er die Schweizer als sehr gastfreundlich und offen erlebt – nicht gerade das Bild, welche die Schweiz in letzter Zeit gegen aussen getragen hat.

Enrique Garza ZSZ
Enrique Garza (hinten Mitte) mit seiner Gastfamilie
Bild von Silvia Luckner, Zürichsee Zeitung

Gleichzeitig erinnerte mich dieses Portrait an Zeiten zurück, in denen ich selber Austauschschülerin war. Zum ersten Mal im zarten Alter von 16 Jahren, als ich mit meiner Freundin Karma (heute meine Trainingspartnerin bei Run Couchpotatoes Run) für 3 Wochen ins englische Hastings ging. Und dort bei einer Familie mit einem gefühlten Dutzend Kindern wohnten. In einem Minizimmer, in welches wir zu dritt eingepfercht waren. Ja, wir erlitten damals am ersten Abend einen Kulturschock und wären am allerliebsten gleich zurück in die Heimat gefolgen. Doch was wir damals noch nicht ahnen konnten: Diese 3 Wochen würden zu den besten unseren bisherigen Lebens gehören. Wir hatten eine richtig tolle Zeit.

Oder natürlich dachte ich auch an die Familie Maloney zurück. Mit nicht mehr ganz so zarten 20 Jahren wohnte ich damals 3 Monate bei ihnen im irischen Galway. Die rothaarige Family mit den 3 Kids hat mein Herz damals im Sturm erobert. Ich habe mich nicht nur in die Insel Irland, sondern auch in die herzlichen Iren verliebt – eine Liebe, die bis heute anhält. Das erste Mal länger von zuhause weg zu sein – dies wohlverstanden in Zeiten, als man noch kein Mobiltelefon hatte, mit welchem die Liebsten zuhause nur einen Knopfdruck weit entfernt waren – war eine der besten Erfahrungen meines ganzen Lebens. Die Art und Weise, wie mich die Maloneys in ihre Familie integrierten, mich auf ihrer Familienausflüge mitnahmen und ich nicht nur die Grosseltern, sondern auch die ganze Nachbarschaft kennenlernte, hat mich nachhaltig beeindruckt.

„Home is where your Heart is“ – als junger Mensch erleben zu können, dass man auch im Ausland herzlich willkommen geheissen wird, ist etwas vom Tollsten. Und mich freute es, dass ich dank des Treffens mit Enrique und der Familie Nadig wieder an eine schöne Zeit in meinem Leben zurückdenken und etwas in Erinnerungen schwelgen konnte!

Hier finden Sie den Link zum Artikel: Portrait Enrique Garza Zürichsee Zeitung 3.4.2014