„Wie läuft das eigentlich, wenn du schreibst?“

Alexandra Baumann Crowdfunding

Illustration für das Adventsbuch „Von Amor bis Zimtstern“

„Sag mal, wie läuft das eigentlich, wenn du schreibst? Kommen dir die Ideen einfach so problemlos? Hast du ein bestimmtes Ritual, wenn du Texte schreibst?“ Solche Fragen werden mir häufig gestellt. Die Frage nach der Inspiration und der nötigen Disziplin beim Schreiben ist eine, die sich gar nicht sooo leicht auf die Schnelle beantworten lässt. Ich versuche es hier mal.

 

 

Genau davor haben wir Schreibenden Angst. Manchmal gar Panik. Das weisse Blatt. Leere Linien. Der blanke Computer Bildschirm.

Denn in der Regel fliegen einem Ideen nicht einfach so zu. Manchmal SELTEN hat man so etwas wie eine Erleuchtung. Dieses Glück hatte ich beispielsweise bei meinem Roman Himmelspost. Ich war kurz vor dem Einschlafen und plötzlich schoss mir dieser Gedankenblitz durch den Kopf. Und mir war sofort klar: Dies ist die Geschichte, welche ich schreiben muss. Ich wusste den Anfang und ich wusste so ungefähr, wie das Ende der Geschichte herauskommen sollte. Aber das ist ein Einzel- und absoluter Glücksfall.

Sonst sieht mein Schreiballtag im Homeoffice meistens so aus:

Ich setze mich an den Computer und öffne ein leeres Dokument.

Ich starre das leere Dokument an.

Ich hole mir erstmal einen Kaffee.

Ich tippe einen möglichen Titel.

Ich lösche diesen möglichen Titel.

Dieses Ritual wiederholt sich bis zu 10 Mal.

Ich raufe mir die Haare. Das sieht dann in etwa so aus.

Haare raufen

Ich versuche, eine Einleitung zu schreiben.

Oh, da hat jemand eine Nachricht auf What’s App geschrieben – da muss ich doch gleich mal schauen, was er oder sie wollte.

Wo war ich nochmal? Ach ja, die Einleitung.

Hm…. mal schauen, was die Leute drüben auf Facebook so anstellen.

Also nochmals: „Gestern fand der xy-Anlass in z statt. Es hatte viele Leute“.

Das ist doch einfach s******. So langweiliges Zeug liest niemand!

Ich starre den Bildschirm an. Und starre. Und starre.

Ui, da war doch noch dieses E-Mail, welches ich UNBEDINGT sofort beantworten muss!

Ich schaue mir nochmals meine Notizen durch, welche ich mir zum Anlass / zum Portrait / zum Blogbeitrag gemacht habe. Vielleicht finde ich dort Inspiration für den Artikel.

Ich haue in die Tasten. Plötzlich fliesst es. Hurraaaaaaaa!

Yes, 2’000 von 2’500 benötigten Zeichen sind geschrieben. Ich mache mir glaubs nochmals einen Kaffee….

Und dann geht es wieder von vorne los.

Die Deadline rückt näher, das Nervenkostüm wird dünner und ich fühle mich wie ein wütender Vulkan, der kurz vor der Eruption steht.

Viele Fluchworte, geraufte Haare und nervöses in der Wohnung Herumgestampfe später ist der Artikel dann fertig. Das kann dann durchaus auch erst mitten in der Nacht sein (je nachdem, wann ich mit Schreiben angefangen habe). Meistens schlafe ich dann einmal darüber und schaue mir den Text am nächsten Tag nochmals mit frischem Auge an. Und überarbeite ihn nochmals. Und nochmals. Bis ich zufrieden bin.

Also um die obenstehende Frage zu beantworten: Nein – die Ideen fliegen mir beim Schreiben meistens nicht einfach so zu. Und meine Finger tanzen auch nur ganz selten Salsa auf der Tastatur. Aus meinem Kopf steigt oft eine kleine Rauchsäule auf. Und ansprechbar bin ich auch nicht. Soziale Netzwerke sind eine Erfindung von jemandem, der Autoren und Schreibende hasst. Manchmal wünsche ich mir, ich hätte nie diesen Beruf gewählt.

Und trotzdem möchte ich es am Ende des Tages kein bisschen anders haben. Denn wenn es mal läuft mit dem Text und man am Schluss ein Resultat hat, mit welchem man zufrieden ist, dann hat sich die ganze Haare-Rauferei gelohnt. Und ja, das erklärt auch, warum meine Frisur ab und zu nicht ganz optimal sitzt 😉

Alexandra Baumann

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